Physiotherapie

Physiotherapie-Bild von WavebreakMediaMicro auf stock.adobe.com
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Physiotherapie mit herausragender Rolle in der Schmerztherapie

Patienten mit akuten oder chronischen Schmerzen profitieren oft von physikalisch-medizinischen Therapieverfahren. Es werden kinetische, mechanische, thermische, elektrische, aktinische und physikochemische Wirkweisen genutzt.

 

Physiotherapeutische und manuelle Therapieverfahren sind in der Schmerztherapie selten allein indiziert. Vor allem bei chronischen Beschwerden sollten sie mit medikamentösen, psychologisch­psychotherapeutischen oder gegebenenfalls interventionellen Verfahren kombiniert werden, sagt Privatdozent Peter Schöps vom Klinikum Harlaching in der CME-Fortbildung "Mit Elan dem Schmerz zu Leibe rücken".

Nebenwirkungen sind bei richtiger Indikationsstellung und korrekter Anwendung der Techniken in der richtigen Dosierung selten. Nur bei allzu schmerzhaften Bewegungen und Gelenkstellungen können sich die Schmerzen verstärken. Es sollte vermieden werden, Schmerzen zu bagatellisieren und die Übungen zu stark zu forcieren (nicht nach dem Motto: "Viel hilft viel"). Die Physiotherapie hat eine herausragende Rolle in der Schmerztherapie. Sie bietet den Patienten zahlreiche Möglichkeiten, ihre Schmerzen aktiv zu beeinflussen und eine eingeschränkte Lebensqualität zu verbessern. Sie sollte daher frühzeitig genutzt werden. Mit ihrer Hilfe können Kraft, Ausdauer, Koordination und Gelenkbeweglichkeit verbessert werden. Einzelne Muskelgruppen werden gezielt angesteuert. Dadurch steigt die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit. Die Körperwahrnehmung wird besser, und die Bewegungsabläufe werden harmonischer.

Schmerzmodulierende Verfahren sind: die aktive und isometrische Bewegungstherapie, die Lagerung, die funktionelle Bewegungslehre, die lokale segmentale Stabilisation, das medizinische apparative Aufbautraining, multimodale Behandlungsprogramme und die sensomotorische Muskelaktivierung.

Bei der sensomotorischen Muskelaktivierung werden nicht einzelne Muskeln aktiviert, stattdessen laufen programmierte Bewegungsmuster ab. Der Bewegungsablauf ist weitgehend automatisiert. Er wird erst dann bewusst erlebt, wenn er sich ändert oder neu erlernt werden muss. Bei chronischen Schmerzen nimmt die Beweglichkeit - zum Beispiel eines Gelenks - oft langsam ab. Die Patienten gewöhnen sich an die zunehmenden Einschränkungen. Die propriozeptive Impulsrate nimmt ab. Parallel dazu verkümmert die kortikale Repräsentation sinnvoller und ökonomisch arbeitender Muskelaktionsfolgen. Im Skelettsystem schleichen sich Veränderungen durch stereotype Haltungen und Bewegungsabläufe ein. Diese verstärken Schmerzen oder lösen neue aus. Mit der sensomotorischen Muskelaktivierung rekrutiert der Patient "verschüttete" Bewegungsprogramme und erlernt leistungsangepasste funktionelle Bewegungsabläufe. Die motorische Automatisierung wird mit verschiedenen Hilfsmechanismen erreicht. Sie erleichtern - fazilitieren - den funktionellen Einsatz der gesamten Muskulatur, die an der Aufrichtung und Bewegung des Körpers beteiligt ist.

Bewährte Therapiekonzepte sind beispielsweise die propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation nach Kabat oder die Stemmführungen nach Brunkow.

Als manuelle Therapie werden Methoden und Techniken bezeichnet, die durch Handgrifftechniken auf den Halte- und Bewegungsapparat einwirken und die arthromuskuläre Gelenkbeweglichkeit wieder herstellen. (otc)

(Ärzte Zeitung, 15.06.2011)


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